Live-Brainstorming

So entstehen meine besten Ideen

Als Creative Director weiß ich aus Erfahrung: Die besten Ideen entstehen selten über Nacht. Es ist ein Prozess, bei dem man sich nach und nach an einen Geistesblitz herantastet – und genau dabei spielt Live-Brainstorming eine entscheidende Rolle. Aber was bedeutet das eigentlich? Wie läuft so ein „Live-Brainstorming“ konkret ab, und wie komme ich dabei zu den wirklich guten Ideen? In diesem Blogbeitrag gebe ich einen Einblick in meinen persönlichen kreativen Denkprozess und erzähle, wie ich mithilfe einer konkreten Fragestellung ein Projekt von der ersten Ahnung bis zum fertigen Konzept bringe.

1. Ausgangspunkt: Eine klare Frage

Alles beginnt mit einer klaren Problem- oder Aufgabenstellung. In meinem Beispiel kam ein Kunde auf mich zu, der ein neues Produkt – nennen wir es eine nachhaltige Mehrwegflasche – auf den Markt bringen wollte. Der Auftrag lautete: „Entwickle eine aufmerksamkeitsstarke, zeitgemäße Kampagne, die unsere Zielgruppe – junge, umweltbewusste Menschen – anspricht.“ Das Ziel war es, neben klassischen Werbeformaten auch innovative digitale Kanäle zu nutzen. Die Kernfrage für mich: Wie schaffe ich es, das Thema Nachhaltigkeit frisch und unverbraucht zu inszenieren?

2. Erste Gedanken: Assoziationen sammeln

Im Live-Brainstorming ist Schnelligkeit gefragt. Sobald das Meeting startet, schreibe ich alles auf, was mir in den Kopf kommt – egal wie verrückt es zunächst klingt. Oft sind die ersten spontanen Ideen nicht die besten, aber sie weisen uns den Weg. Ich denke laut, um das Team mit meinen Gedanken mitzunehmen. Wir werfen Schlagworte in den Raum: „Naturliebe“, „Klimaschutz“, „Community-Gedanke“ – und manchmal auch scheinbar Abwegiges wie „Street Art“ oder „Festivalfeeling“.

Mein Tipp: Keine Scheu vor ungewöhnlichen Assoziationen! Denn oftmals ist gerade die schräge Idee der Auftakt für etwas Geniales.

3. Fokus finden: Filterung und Verdichtung

Nach dieser ersten Assoziationsphase filtern wir. Welches Stichwort hat wirklich Potenzial? Welche Idee bringt uns unserem Ziel näher? Aus einem wilden Keyword-Pool kristallisierten sich bei unserem Projekt zwei spannende Oberthemen heraus: „Natur“ und „Urban Lifestyle“. Diese Gegensätze zu vereinen, klang reizvoll. Ich stellte mir sofort eine Szene vor: Menschen in der Stadt, die aus der Mehrwegflasche trinken und dabei in einer grünen Oase sitzen – ein kurzer, gechillter „City-Detox“-Moment mitten im hektischen Alltag.

4. Visualisieren und konkretisieren

Nachdem wir das thematische Gerüst hatten, begann ich, erste Visuals zu entwerfen. Oft male ich kleine Scribbles oder Collagen, um zu testen, ob das Bild, das ich im Kopf habe, funktioniert. Im Live-Brainstorming arbeite ich gerne auf einem Whiteboard oder iPad, damit alle sofort sehen, wovon ich spreche.

Für unser Beispiel könnte das Motiv ein lebendiges Stadtbild sein, in dem eine Gruppe junger Menschen lachend und entspannt auf einer Bank sitzt – und jeder hält eine Mehrwegflasche. Die Stadt wirkt modern und dynamisch, aber durch subtile grüne Elemente (Hochbeete, begrünte Hauswände) wird ein Gefühl von Natur vermittelt. Das Bild transportiert: Nachhaltigkeit passt perfekt zum hippen City-Lifestyle.

5. Feinschliff: Detailarbeit und Storytelling

Nun geht es ans Eingemachte. Im nächsten Schritt entwickeln wir eine kleine Story um dieses Motiv herum. Woher kommen die Protagonisten? Warum treffen sie sich? Wie interagieren sie mit der Flasche? Hier kommt das Storytelling ins Spiel: Wir erzählen eine kurze, eingängige Geschichte. Vielleicht sind es Freunde, die sich nach der Arbeit spontan auf einen Drink verabreden – allerdings nicht in einem Café, sondern mitten in einer grünen Nische in der Großstadt. Der nachhaltige Gedanke rückt in den Vordergrund, ohne mit erhobenem Zeigefinger zu belehren.

Parallel dazu überlege ich mir, welche Kanäle bespielt werden: Ein kurzer Social-Media-Clip, Poster im Stadtbild, Plakate in U-Bahn-Stationen und vielleicht eine Kooperation mit lokalen Nachhaltigkeits-Initiativen, die das Thema in ihren Communities verbreiten.

6. Testen, prüfen, anpassen

Live-Brainstorming heißt nicht, dass wir alles unmittelbar umsetzen. Doch es gibt uns rasch ein Gefühl dafür, ob eine Idee zündet oder nicht. Deshalb teste ich Konzepte gerne in kleiner Runde: Wir befragen Kolleginnen und Kollegen oder machen eine Mini-Umfrage in unserem erweiterten Netzwerk. Das Feedback fließt zurück in den Prozess – und wenn nötig, passen wir das Konzept an.

Fazit

Offenheit und Spontaneität als Schlüssel

Am Ende eines Live-Brainstormings steht für mich immer die Erkenntnis: Offenheit und Spontaneität sind das Herzstück jeder kreativen Arbeit. Natürlich brauchen gute Ideen auch Zeit zum Reifen, aber die Basis entsteht in diesen intensiven, gemeinschaftlichen Sessions. Wenn jeder frei herausspricht, was ihrihm durch den Kopf geht, und wir uns gegenseitig inspirieren, entstehen Ideen, die wir in einem zurückhaltenden Meeting nie hätten finden können.

Mein Rat an alle, die mehr aus ihren Brainstorming-Sessions herausholen wollen: Lasst den Ideen freien Lauf, sortiert später, seid mutig und nehmt verrückte Einfälle ernst. Das ist die Essenz von Live-Brainstorming – und die beste Methode, um echte Innovationen und starke Kampagnenideen hervorzubringen.